„Wen rufst Du, wenn Polizei Täter ist? #polizeiproblem“
Ein Transparent mit dieser Aufschrift wurde am 08. Juli 2020 am Haus des Internationales Kultur- und Wohnprojekt e.V. (IKUWO) in Greifswald angebracht.
Diese ausgewählten Fälle stellen nur einen Bruchteil aller durch Polizist*innen im Amt verübten personenbezogenen Straftaten dar. Sie stehen exemplarisch für viele weitere Opfer, beispielsweise 269 Tote durch Schusswaffengebrauch seit 1990 [16] und 167 Todesfälle von People of Colour in Gewahrsam seit 1990 [17] deutschlandweit. Diese erfassten Todesfälle sind nur die Spitze des Berges von Delikten und bei weitem keine Einzelfälle.
Bisher müssen Betroffene polizeilicher Gewalt sich hilfesuchend an die Polizei selbst wenden, aus deren Reihen die Übergriffe erfolgten. Corpsgeist als falsche Loyalität Täter*innen gegenüber erschwert und verhindert oftmals die Verfolgung und Aufklärung [18]. So münden weniger als 2% der Fälle von Polizeigewalt in einem Gerichtsverfahren und weniger als 1% enden mit einer Verurteilung [19, 20].
Die bestehenden Probleme innerhalb der Polizei kann die Polizei selbst nicht lösen. Wie naiv ist die Annahme, dass zum Beispiel Kolleg*innen sich gegenseitig anzeigen oder dass rassistische Polizist*innen gegen rassistische Übergriffe vorgehen? Der Rassismus in der Polizei ist spätestens seit Nordkreuz kein Geheimnis und auch nicht der Wahn eines Einzelnen.
Das blind entgegengebrachte Vertrauen von Bürger*innen, die sich gegen unabhängige Beschwerde- und Kontrollstellen aussprechen, konserviert diese Missstände, schafft einen rechtsfreien Raum für die Polizei und hilft auch nicht den oft genannten „guten Polizist*innen“.
Für „racial profiling“ muss ein bestimmtes Profil erfüllt werden. Personen, die weiß sind und Deutsch ohne Akzent sprechen, werden diese Erfahrung nicht machen können – was nichts über das nicht-Vorhandensein dieser Praxis aussagt. Mit einer Studie lässt sich das Vorgehen der Polizei über individuelle Erfahrungsberichte hinaus erheben.
Das, was gefordert wird, ist banal und naheliegend. Ein demokratischer Rechtsstaat, der seine Exekutive nicht kontrollieren kann oder will, hat diese Attribute nicht verdient. Eine linke radikale Kritik an der Polizei und am Staat ist das nicht.
Quellen:
[1] http://www.links-lang.de/0307/02.php
[5] https://www.nordkurier.de/mecklenburg-vorpommern/gewalt-in-demmin-hat-ein-nachspiel-156965005.html
[6] https://www.nordkurier.de/demmin/geldstrafe-fuer-demminer-polizisten-beisser-2816447707.html
[9] https://taz.de/Rechte-Prepper-Gruppe-Nordkreuz/!5674282/
[11] https://www.nordkurier.de/anklam/staatsanwaltschaft-legt-datenklau-fall-zu-den-akten-0738346802.html
[16] https://taz.atavist.com/polizeitote#chapter-1957584
[17] https://deathincustody.noblogs.org/
[18] https://www.jetzt.de/politik/rassismus-in-der-polizei-ein-junger-polizist-berichtet