Heimat: Eine Besichtigung des Grauens
»Heimat« boomt, und es scheint kein Entrinnen aus ihr zu geben. Jeder und jede muss sie haben, lieben, vermissen, verteidigen oder tief im Herzen tragen. Ob Greenpeace oder Kaufland, die Identitären oder die Grünen, Horst Seehofer oder Bodo Ramelow: Alle machen mit und niemand fragt »Warum?«. Wo bleibt der Zweifel und die Skepsis, wenn plötzlich alle das gleiche wollen und fühlen? Wir werden uns daher nicht mit einem weiteren Heimatbegriff an der Debatte beteiligen, sondern fühlen uns stattdessen den historischen wie zukünftigen Opfern von Heimat verbunden. Denn der Boom der Heimat ist das Grundrauschen der gesellschaftlichen Rechtsentwicklung, der Soundtrack zur völkischen Mobilmachung, die Einstimmung auf kommende Zumutungen und Unmenschlichkeiten. Dem stellen wir uns entgegen unausgewogen, schroff und negatorisch. Wir werden zeigen, dass Heimatliebe eben doch ein Verbrechen ist. Und dass man das, was man ernst nimmt und fürchtet, dennoch auslachen kann.
Ab April 2019 werden wir mit einer Mischung aus analytischen Vorträgen, satirischen Dialogen und audio-visuellen Bebilderungen auf die Bühne gehen und dort Heimat aufführen, vorführen und zu Leibe rücken. In der Kulturindustrie nennt man das wohl Lecture Performance. Wir sehen uns dabei in der Tradition der Anti-Heimat-Kunst, und wollen das stark machen, was derzeit im Rausch der Heimatliebe in Vergessenheit zu geraten droht: die Nestbeschmutzung.
Ein Anti-Heimatabend von und mit Thomas Ebermann und Thorsten Mense
Künstlerische Mitarbeit: Florian Thamer und Peter Bremme