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Buchvorstellung & Film: Martin Büsser

Buchvorstellung & Film: Martin Büsser (Ventil Verlag, Mainz) stellt das Testcard Spezial zum Thema SEx vor.

Eintritt: 4,- Euro

Seit den 2000ern ist Sexualität als Thema in sämtliche linke Diskurse und Lebensbereiche zurückgekehrt, um dort einen neuen Platz einzunehmen – die Möglichkeit einer freien, selbstbestimmten Sexualität kann wieder gedacht und thematisiert werden.
Ein Grund für diesen Wandel ist sicher, dass die gender und queer studies aus den Universitäten in den Alltag gefunden haben. Deren grundlegende These, dass Geschlecht ein soziales Konstrukt ist, weshalb Geschlechterrollen etwas Wandelbares und Nicht-Festgelegtes sind, hat überhaupt erst innerhalb der Linken dazu führen können, Sexualität wieder jenseits patriarchaler Determination zu denken. Nicht zuletzt waren es queere Impulse, die für diesen veränderten Blick auf Sexualität – und schließlich sogar auf Porno – gesorgt haben.
In zum Teil sehr persönlichen Artikeln und Gesprächen geht die testcard-SEX-Ausgabe der Frage nach, wie sich Sexualität heute jenseits patriarchaler Muster und tradierter Geschlechterrollen leben lässt.
Da werden konkrete Erfahrungen in Sachen Bondage-Workshops oder den Alltag in einer Transgender-Beziehung wiedergegeben oder Fragen nach alternativen Formen des Pornos gestellt. Aufsätze über Homophobie im HipHop stehen neben Portraits von queeren Bands wie Kids On TV und Lesbians On Ecstasy und weitere Artikel über Sexualität im aktuellen Kino, Schönheitsdiktate, AIDS, Straight Edge, Homosexualität und Islam, sexuelle Tabugrenzen von den 1950er-Jahren bis heute und vieles mehr geben einen vielschichtigen Einblick in ein schier unerschöpfliches Thema.
Martin Büsser aus Mainz, einer der Herausgeber von testcard und viel beschäftigter Autor von Artikeln und Büchern, stellt die testcard-SEX-Ausgabe vor, garniert mit Einblicken und Soundbeispielen, stellt sich der Diskussion und führt anschließend in das Werk von Bruce LaBruce ein, dessen Avantgarde-Porno „The Raspberry Reich“ den Abend abrundet.
www.testcard.de
www.ventil-verlag.de/autor.php?uid=9

The Raspberry Reich (CAN, 2004). Ein Film von Bruce LaBruce
Die RAF als Underground-Porn-Pulp-Fiction.
NUR FÜR ERWACHSENE!

Eine terroristische Gruppe, angeführt von der dominanten „Gudrun“, folgt dem einfachen wie einleuchtenden Programm, dass die Revolution keine sein wird, wenn es nicht auch eine sexuelle Revolution ist, und die sexuelle Revolution keine sein wird, wenn es nicht auch eine homosexuelle Revolution ist. So wird also die „homosexuelle Intifada“ ausgerufen. Dazu wird der Sohn eines Industriellen entführt; das erpresste Geld will man unter den „Erniedrigten des Proletariats“ verteilen. Dumm nur, dass der Entführte gerade sein schwules Coming Out hatte, mit der Gruppe sowieso sympathisiert und von seinem Vater ohnehin enterbt wurde …
Eine Farce über die deutschen Terroristen der „6. Generation“ und die „homosexuelle Intifada“, weit jenseits von allem, was mit gutem Geschmack und politischer, moralischer und sexueller Korrektheit zu tun hat.
Bruce LaBruce, dessen Zombie-Porn-Film „Otto; or, Up with Dead People“ gerade in die deutschen Kinos kam, gilt als radikaler Polit-Pornograf, gab in den 80ern das einflussreiche Fanzine JDs heraus und gilt als Enfant terrible der schwulen Underground-Filmszene.

www.brucelabruce.com